Absatz
Musik-Streaming boomt anhaltend, doch das Wachstum verlangsamt sich etwas. Der Verkauf physischer Tonträger ist innerhalb von zehn Jahren um mehr als zwei Drittel gesunken. Vinyl-LPs dagegen sind in ihrer Nische weiter auf Wachstumskurs.
Wie das Kapitel „Umsatz“ zeigt, wird der weit überwiegende Teil der Musikeinnahmen im Digitalgeschäft erzielt. Entsprechend nimmt die wirtschaftliche Bedeutung von physischen Tonträgern weiter ab – ein seit mehreren Jahren zu beobachtender Trend. So gingen 2021 etwas mehr als 31 Millionen CDs, Vinyl-LPs und Musikvideos über den Ladentisch oder wurden nach Hause geliefert (Abb. 7). Das waren 7 Millionen Einheiten weniger als noch 2020 (38,2 Mio. Einheiten), was einem Rückgang um 18,4 Prozent gegenüber nur 16,4 Prozent 2020 entspricht.
Ein Blick auf die Entwicklung der vergangenen zehn Jahre zeigt, dass die Zahl der 2021 verkauften physischen Tonträger gegenüber 2012 (103,7 Mio. verkaufte Einheiten) deutlich weniger als ein Drittel beträgt.
ABB. 7: Musikabsatz physisch in der Bundesrepublik Deutschland 2011 – 2021
VINYL-LPS UND PHYSISCHE SINGLES STÄRKER NACHGEFRAGT
Kauften Musikfans physische Tonträger, dann handelte es sich wie bereits in den vergangenen Jahren in rund 96 Prozent der Fälle um Alben („Longplay“), von denen knapp 30 Millionen Exemplare verkauft wurden. Darunter waren rund 25 Millionen CD-Alben, deren Absatz damit um mehr als ein Fünftel (22 %) sank.
Unter den physischen Tonträgern war unter anderem die Vinyl-LP in der Lage, zuzulegen. Im Jahr 2021 wurden 4,5 Millionen Einheiten verkauft, ein Plus von 8,4 Prozent gegenüber 2020. Innerhalb von zehn Jahren hat sich der Absatz in diesem Segment damit deutlich mehr als vervierfacht, innerhalb der vergangenen sechs Jahre hat er sich mehr als verdoppelt (2015: 2,1 Mio. Stück).
Als weiteres Wachstumsformat unter den physischen Tonträgern erwies sich 2021 die Single. Hier wurden etwa ein Drittel mehr Exemplare verkauft als noch 2020 (+33,7 %). Dennoch ist ihr wirtschaftlicher Stellenwert mit etwa 400.000 verkauften Einheiten überschaubar. Das gilt erst recht für MC bzw. Musik auf Kassetten sowie für das DVD-A/SACD-Format, deren Verkaufszahlen im Bereich von 100.000 Einheiten unter den physischen Tonträgern am niedrigsten waren. Während der Rückgang bei der MC etwa 5 Prozent betrug, fiel er bei DVD-A/SACD vier Mal so hoch aus (–20,3 %).
Am stärksten sank der Absatz bei Musikvideos auf DVD und Blu-ray. Nach einem Rückgang um 29 Prozent wurden 2021 noch 1 Million Einheiten verkauft. Vor zehn Jahren waren es noch 6,6 Millionen Einheiten gewesen, ein Wert, der seitdem ständig abgenommen hat.
Wie ebenfalls im Kapitel „Umsatz“ beschrieben, sinkt darüber hinaus bekanntermaßen seit Jahren die Bedeutung von Downloads (Abb. 8). 2021 wurden noch 22 Millionen Einheiten verkauft und heruntergeladen, fast ein Viertel (–24 %) weniger als noch 2020. Dies gilt sowohl für Singles als auch für Alben. Im Rekordjahr 2012 hatte die Zahl der Downloads dagegen noch mehr als das Fünffache (114,6 Mio. Einheiten) betragen.
ABB. 8: Musikabsatz Downloads in der Bundesrepublik Deutschland 2011 – 2021
ZAHL DER MUSIK-AUDIO-STREAMS 2021 UM FAST 20 PROZENT GESTIEGEN
Im Gegensatz zu den Rückgängen bei physischen Tonträgern und Downloads ist die Begeisterung für das Musik-Streaming in Deutschland weiter immens: 2021 wurden hierzulande 165 Milliarden Streams gemessen (Abb. 9). Das ist nach Auswertung von GfK Entertainment in Kooperation mit dem Bundesverband Musikindustrie ein Fünftel mehr als 2020 (138 Mrd. Streams). Das Wachstum innerhalb eines Jahres hat sich allerdings etwas verlangsamt: Gegenüber rund 19 Prozent 2021 hatte das Plus 2020 noch 29 Prozent betragen.
Die 165 Milliarden Streams im Jahr 2021 entsprechen einer Verdoppelung gegenüber 2018, als 80 Milliarden Abrufe verzeichnet wurden. Seit dem Start der Erfassung im Jahr 2013 summiert sich die Zahl sämtlicher Streaming-Abrufe nun auf rund 623 Milliarden.
ABB. 9: Musikstreaming seit 2013, Premium / werbefinanziert
FAST 8,5 MILLIONEN POP- UND RUND 400.000 KLASSIK-TITEL IN DEUTSCHLAND ERHÄLTLICH
Auf physischen Tonträgern ist immer weniger Musik verfügbar. Die Zahl der unterschiedlichen Produkte ist 2021 um etwa 18.000 Titel zurückgegangen. Unter anderem wurden etwa 5.000 Klassik-Alben und rund 11.000 Pop-Alben aus dem physisch lieferbaren Angebot genommen (Abb. 10).
Das Repertoire aller erhältlichen physischen Tonträger umfasst nun etwa 235.000 verschiedene Titel (Abb. 10), ein neuer Niedrigstwert der vergangenen zehn Jahre. Bei den meisten physischen Tonträgern handelte es sich um Audio-Alben aus der Kategorie Pop mit etwa 164.000 Einheiten, gefolgt von Klassik-Alben mit etwa 61.000 Einheiten.
Im Gegensatz zu den physischen Tonträgern ist das digital verfügbare Repertoire breiter geworden. Bei digitalen Pop-Alben waren 2021 rund 4,24 Millionen verschiedene Tonträger erhältlich. Gegenüber 2020 entspricht das einem Zuwachs um rund 300.000 Titel.
2021 standen Musikfans in Deutschland fast 4 Millionen verschiedene Pop-Singles digital zur Verfügung, dies sind mehr als tausendmal so viele wie physische Tonträger (3.766 Einheiten).