Herr Lutzweiler, Sie sind 2020 zum stellvertretenden Sprecher der außerordentlichen BVMI-Mitglieder gewählt worden. Wie nehmen Sie den Verband bisher wahr und was hat Sie dazu bewogen, für dieses Amt anzutreten?

In den mehr als 30 Jahren meiner Tätigkeit in der Musikbranche war diese einer Unmenge von Veränderung und Anpassungen unterworfen. Es ist für mich immens wichtig, dass wir erkennen, welchen Wert  Musik darstellt und dieser Wertigkeit im kulturellen, politischen, aber auch wirtschaftlichen Sinne Ausdruck verliehen wird und es ein Forum gibt, in der dies intern und nach außen hin in Gesellschaft und Politk stark kommuniziert wird. In meiner Funktion stehe ich vor allem für die Anliegen der Labels und Vertreter der klassischen Musik, diese hat natürlich eine lange Historie und mir ist sehr wichtig, dass auch deren Anliegen entsprechend vertreten sind.

In den letzten Jahren habe ich den Verband tatsächlich als einen sehr kreativen Ort empfunden, in dem eine große Menge an Kompetenz und Fachwissen gebündelt ist, die vielen außerordentlichen Mitgliedern zu Gute kommen kann und gleichzeitig ein sehr offenes Forum für die Anliegen aller außerordentlicher Mitglieder bildet. 

Welche Themen stehen in diesem Zusammenhang Ihres Erachtens besonders weit oben auf der Agenda?

Für mich ganz persönlich ist es ein Anliegen, und das wird vollumfänglich vom BVMI unterstützt, dass Musik ganz allgemein gesprochen ihren entsprechenden Stellen – „WERT“ erhält. Nur eine entsprechende Vergütung und Wertschätzung kann dazu beitragen, dass Musikschaffende Möglichkeiten bekommen, mit ihrem Tun wesentlich in die Gesellschaft hineinzuwirken. 

Als Deputy CEO der Naxos Music Group mit knapp 400 Mitarbeitern weltweit erhalte ich natürlich auch Impulse aus dem internationalen Mediengeschehen, die ich gerne in den BVMI einbringe, neben dem Schwerpunkt klassiche Musik, für den ich stehe. Ebenso ist es mir ein Anliegen für die außerordentlichen Mitglieder, dass im Bereich digitaler Medien wir die richtigen Ansätze finden, Labels eine gute Hilfestellung in der Transformation hin zum Digitalen zu geben, das war zB für uns als Naxos Gruppe mit dem Schwerpunkt klassische Musik ein großer Paradigmenwechsel in den letzten 10 Jahren, der erfolgreich gemeistert wurde. Dies zu vermitteln und dazu im Rahmen des BVMI mit beizutragen, ist mir ein großes Anliegen. 

Die Zusammenarbeit mit Florian Drücke und Konrad von Löhneysen empfinde ich als sehr produktiv und offen, und es ist sehr motivierend zu sehen, wie sehr der BVMI aktiv seine Mitglieder einbinden will.

Abgesehen davon: Welche aktuellen Trends in der Kultur- und Kreativwirtschaft finden Sie besonders spannend?

Gerade aus meinem Blickwinkel heraus halte ich es für sehr wesentlich, dass wir auf allen Ebenen vermitteln, dass Musik und deren Wertschöpfungskette ein zentrales Element in der Gesellschaft darstellen, besonders in Deutschland und dass es eben nicht selbstverständlich ist, eine im internationalen Vergleich so große Kulturszene zu haben. Wie bewahren wir das? 

Spannend ist für mich die Frage, wie Musik in digitalen Zeiten gehört und auch „gefunden“ wird. Wie sieht die Zusammenarbeit mit den digitalen Plattformen aus und können wir sicher stellen, dass auch dort eine größtmögliche Breite präsentiert wird, welche sich von der Labelsicht her gesprochen, aus einer Vielzahl an Teilnehmern, auch kleinen, zusammensetzt.

Was wünschen Sie sich für die Branche im Allgemeinen und für Ihr Unternehmen im Besonderen kurz-, mittel- und langfristig? Worauf freuen Sie sich?

Für die Branche wünsche ich mir insgesamt eine noch bessere Zusammenarbeit, um unsere Ziele, gesellschaftlich und politisch besser platzieren zu können. Neben wirtschaftlichen Aspekten ist Musik meiner Meinung nach eben nicht nur Unterhaltung, sondern auch immer Teil unserer Gesellschaft mit extrem wichtigen Beiträgen zum Alltag, zur aktuellen Situation. Wie schaffen wir es, Themen wie Krieg zu artikulieren, wie bekommen wir es langfristig hin, musikalischen Nachwuchs und Zugänge zur Musik für möglichst viele zu generieren. 

Für unser Unternehmen Naxos wünsche ich mir, dass wir als weltweit agierende Gruppe mit Schwerpunkt Klassik unseren Multichannel-Approach weiter fortsetzen können mit unserer Vielzahl an eigenen Labels, physischem und digitalem Musikvertrieb auch für weitere Labels, erfolgreich digitaler Aggregator für klassische Musik zu sein, Partnerschaft mit vielen Musikern und Orchestern in Deutschland und weltweit zu pflegen. Persönlich freue ich mich sehr, bald wieder einmal in einem voll besetzten Konzertsaal zu sitzen und eine gute, verantwortliche Rückkehr zu live aufgeführter Musik zu finden.

Man lernt bekanntermaßen nie aus - teilen Sie Ihr letztes Learning aus dem Branchenumfeld mit uns!

Vielleicht überraschend im digitalen Zeitalter, welches Musiknutzung vornehmlich nur über ein Handheld Device vorsieht, dass erfreulicherweise Themen wie Klangqualität, Dolby Atmos usw. eine immer wichtigere Rolle spielen und Musik somit nicht nur „im Hintergrund“ läuft, sondern ihre Wertigkeit auch durch entsprechend klangliche Optimierung verstärkt. 

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Matthias Lutzweiler ist 1976 geboren und lebt in der Nähe von München. Vor seiner Zeit als Geschäftsführer von Naxos Deutschland, die 2011 begann, sammelte er mehr als 20 Jahre Erfahrung als Verkaufsleiter und Label Head von hänssler Klassik. Seit 2021agiert Matthias Lutzweiler als Deputy CEO Operations der weltweit tätigen Naxos Music Group, welche Tochter- und Partnerunternehmen in mehr als 15 Ländern hat. Mit knapp 400 Mitarbeitenden und mehr als 30.000 Aufnahmen der hauseigenen Labels ist Naxos darüber hinaus im Lizenzgeschäft und Digitalvertrieb aktiv. Infos zum Angebot und Katalog von Naxos, sowie zur eigenen Naxos Music Library, finden Sie unter www.naxosmusicgroup.com.