KONTAKT

Sigrid Herrenbrück
Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
+49.30.59 00 38-44

„Fördern und Fordern“

Dieser Zweiklang wird unsere Arbeit auch in der Zukunft begleiten und leiten!

Wir erleben momentan ausgesprochen bewegte Zeiten. Die Gründe dafür sind vielfältig; hohe Wogen der Irritation, Enttäuschung, Ratlosigkeit hat vor zwei Wochen der Brexit ausgelöst, auch innerhalb der Musikindustrie. Zahlreiche Branchenvertreter haben sich bereits kritisch, zum Teil auch besorgt geäußert. Gleichwohl ist klar, dass vor wie nach dem Ausscheiden der Briten alle Anstrengungen darauf zu richten sind, Nachteile für die Branche zu minimieren – und dies auch weiterhin durchaus gemeinsam, von beiden Seiten der nunmehr (wieder) entstehenden Grenze.

Eine andere Grenze, besser gesagt: Begrenzung für Kreative und ihre Partner ist bekanntlich die nach wie vor bestehende Haftungsprivilegierung von Online-Plattformen wie YouTube. YouTube wird laut einer aktuellen IFPI-Studie von 82 Prozent der Konsumenten genutzt, um Musik zu hören, 21 von 23 der über eine Milliarde Mal aufgerufenen Videos sind Musikvideos. Damit ist die Plattform, die bald eine Milliarde Nutzer zählt, der größte On-Demand-Musikdienst der Welt. Doch das Unternehmen nimmt weiterhin in Anspruch, als technischer Durchleiter unter die Safe-Harbor-Bestimmung zu fallen. Das erzeugt im Wettbewerb mit Spotify und anderen einen unfairen Geschäftsvorteil, durch den zugleich auch der Wert von Musik zerstört wird. Spotify zahlt jährlich geschätzte 18 US-Dollar für jeden Nutzer, YouTube weniger als einen. In der vergangenen Woche haben nun mehr als 1.100 europäische Künstler/innen, Bands und Songwriter, darunter zahlreiche aus dem Vereinigten Königreich, in einem gemeinsamen Brief an den Präsidenten der EU-Kommission appelliert, dieses Unverhältnis zu beseitigen, den sogenannten Value Gap zu schließen und ein für alle Beteiligten faires Arbeits- und Schaffensumfeld zu ermöglichen.

Diese Gemeinschaftsaktion, die ja entsprechend zuvor auch transatlantisch zu beobachten war, ist in dieser Form und Größe beispiellos. Es ist zu hoffen, dass sie Früchte trägt. Und es ist zu hoffen, dass alle Beteiligten in solchen Fragen auch in Zukunft weiterhin an einem Strang ziehen (können). Denn in einem global ausgerichteten Geschäfts- und Konsumkosmos lassen sich solche Themen nicht in nationalen Vorgärten lösen. – Überhaupt sind in der neuen europäischen Gemengelage meines Erachtens gerade die Branchen der Kultur- und Kreativwirtschaft gefragt, das durch das britische Referendum nolens, volens entstandene neue Nebeneinander in ein sinnvolles Miteinander zu verwandeln. Denn die Kultur mit ihren Sprachen, seien es Bilder, seien es Töne, ist bekanntlich besonders gut geeignet, als gesellschaftliche Bindekraft und zugleich Triebfeder grenzübergreifend Räume zu schaffen.

Apropos schaffen: Die Musikindustrie braucht für ihr Schaffen weniger Subventionen als vielmehr endlich faire Rahmenbedingungen am Markt, siehe oben. Aber: natürlich gibt es auch Teile der Musikbranche, die sich nicht so einfach monetarisieren lassen, die aber dennoch von unschätzbarem gesellschaftlichen Wert sind. Insofern ist es absolut begrüßenswert, dass die Staatsministerin für Kultur und Medien, Monika Grütters, einen neuen Förderfonds für zeitgenössische Musik eingerichtet hat, der „Impulse für die Weiterentwicklung der vielfältigen zeitgenössischen Musikkultur in Deutschland (…) über alle Grenzen musikalischer Genres hinweg“ geben soll. Für den Fonds stehen immerhin 1,1 Millionen Euro jährlich, davon jeweils bis zu 50.000 Euro pro Projekt, zur Verfügung.
 
In diesem Sinne: Der Zweiklang „Fördern und Fordern“ wird unsere Arbeit auch in der Zukunft begleiten und leiten!